Wenn die Gier nach Geld tötet

Das Schmerzmittel Diclofenac sorgte in Südasien für ein massives Geiersterben. Nun ist der erste Todesfall in Europa bekannt geworden. Zwei Experten erklären, welche Folgen der Fund für die europäischen Geier hat.

 

 

Die Geier in Indien zählten noch vor rund 20 Jahren zu den häufigsten Greifvogelarten der Welt. Die Bestände der Geier brachen drastisch ein. Verantwortlich dafür war der Einsatz des Schmerzmittels Diclofenac bei Rindern. Über die toten Kadaver nahmen die Vögel Diclofenac auf und verendeten an Nierengicht. Trotz der Warnungen von zahlreichen Vogelschützern gab die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) das Schmerzmittel 2014 in Europa für den Einsatz in der Veterinärmedizin frei.

Nun ist es Wissenschaftlern gelungen, den Tod eines Geiers in Katalonien auf Diclofenac zurückzuführen. Das Tier wurde 2020 tot in seinem Nest gefunden. Der erste Beweis dieser Art. Vogelexperte Lars Lachmann vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) und weitere Vogelschützer befürchten nun, dass den Geiern in Europa ein ähnliches Schicksal blüht wie in Indien.

In den 90er Jahren führte auf dem indischen Subkontinent der Einsatz eines schmerzlindernden und entzündungshemmenden Medikamentes bei Rindern zur Ausrottung fast aller dort lebenden Geierpopulationen. Innerhalb nur eines Jahrzehntes standen 99% aller Geierarten Indiens unmittelbar vor dem Aussterben.
Am stärksten betroffen war der vordem häufigste Greifvogel, der Bengalgeier, mit einem Rückgang um 99,9%!

Die Ursache: Das Medikament Diclofenac.

Geier als ausschließliche Aasfresser ernährten sich von verendeten Rindern, die mit Diclofenac behandelt worden waren.

Geier, damals noch Millionen an der Zahl, erfüllen eine wichtige Aufgabe im Ökosystem, indem sie Kadaver ’sauber‘ beseitigen.

In Indien wurde das preiswerte Diclofenac damals in großem Stil eingesetzt. Rinder waren auch Arbeitstiere und mussten fit bleiben.

Das für Geier sichere Ersatzpräparat Meloxicam hingegen war 10- bis 12- mal teurer!

Exkurs Diclofenac

Diclofenac ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antiphlogistika (NSAP; auch nicht-steroidale Antirheumatika = NSAID) mit schmerzlindernden, fiebersenkenden und entzündungshemmenden Eigenschaften. Dieses Medikament ist seit 1974 auf dem Markt und eines der am häufigsten eingesetzten Schmerzmittel. In Deutschland werden von den Herstellern jährlich ca. 130 Mill. € umgesetzt!

Diclofenac wird in der Humanmedizin bei akuten und chronischen Gelenkentzündungen einschließlich Gichtanfällen eingesetzt.

Auffallend die Übereinstimmung der Indikation im Humanbereich (Gicht) und der Nebenwirkung (=Todesursache) bei Geiern (Gicht)!

Im Zusammenhang mit der Ursache des Massensterbens der Geier (Gicht und Nierenversagen) liest man dann von „Überraschung auch bei Fachleuten“.

Das ist einmal mehr die Bestätigung, die Wirkmechanismen von Humanarzneimitteln nicht bedenkenlos auf den tierischen Organismus zu übertragen!

Die EU und ihre Mitgliedsstaaten unterliegen der Verpflichtung zur EU-Vogelschutzrichtlinie und zur Gesetzgebung zu Tierarzneimitteln, Mittel zu verbieten, die ökologischen Schaden anrichten können. Dieser Verantwortung entzieht sich die EU-Kommission ganz offensichtlich und nimmt dafür ein mögliches Ausrotten auch der europäischen Geier – und auch der genannten Adlerarten - in Kauf!

Die Gier nach Geld ist, wie meistens, unübersehbar.

 

Also, wie kann ich einer EU-Kommission trauen, die dieses zulässt? Hier sollten wir mal dringend nachdenken und handeln. Denn es geht nicht nur um die Geier sondern um das gesamte Leben auf diesem Planeten.

 

 

https://www.artgerecht-tier.de/andere-tiere/sonstiges/d-diclofenac-toedliche-mahlzeit-fuer-geier-741403187

 

https://www.geo.de/natur/tierwelt/geier--beweis-fuer-ersten-toten-geier-durch-diclofenac-in-europa-30514490.html

 

 

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