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Gefangen wie das Lamm Gottes?

Das Lamm und der Mensch: Gemeinsame Würde in einer Welt der Zwänge

Welche Bedeutung hat das Lamm, das Jesus, der gute Hirte, auf seinen Armen trägt? Teilt es ein Schicksal mit dem Menschen, der wie die Tiere in den Strukturen von Wirtschaft, Arbeit und Macht gefangen ist? Warum ist die Anerkennung der Würde der Tiere so wichtig? Weil sie die Würde des Menschen widerspiegelt, der unter ähnlichen Zwängen leidet. Dieser Text beleuchtet die Symbolik des Lamms, Jesu Botschaft und die Parallelen zwischen Mensch und Tier.

Die christliche Lehre: Das Lamm als Symbol für Jesus
Nach der Lehre der Römisch-Katholischen Kirche, deren Papst als Stellvertreter Christi gilt, symbolisiert das Lamm Jesus – das „Lamm Gottes“, das durch seinen Tod am Kreuz die Sünden der Menschheit auf sich nahm (Johannes 1,29). Ostern feiert diesen Akt der Versöhnung, eine zentrale Botschaft, die auch andere christliche Kirchen teilen. Das Lamm steht für Reinheit, Unschuld und Hingabe. In frühen christlichen Gemeinden wurde Lammfleisch geweiht und am Auferstehungstag verzehrt, um das Opfer zu ehren.

Die Idee eines Opfers wirft jedoch Fragen auf: Ist sie mit Jesu Botschaft der Liebe vereinbar? Und wie hängt sie mit der Würde von Tieren und Menschen zusammen, die in der modernen Welt oft missachtet wird?


Das Osterlamm: Wurzeln und Traditionen
Die Symbolik des Lamms hat historische Wurzeln. Im Alten Testament war das Lamm ein Opfertier, das Hingabe und Wehrlosigkeit verkörperte. Beim jüdischen Pessachfest markierten die Israeliten ihre Türpfosten mit Lammblut, um ihre Erstgeborenen vor der zehnten Plage zu schützen (2. Mose 12). Die christliche Tradition interpretiert dies als Vorwegnahme von Jesu Kreuzestod. Auch vorchristliche Bräuche, in denen Lämmer geopfert und verspeist wurden, prägten den christlichen Brauch, zu Ostern Lammspeisen zu essen.

Diese Traditionen verbinden religiöse und kulturelle Elemente, doch sie regen zum Nachdenken an: Ist das Schlachten eines Lamms im Einklang mit Jesu Lehre? Und wie spiegeln solche Bräuche die Herausforderungen wider, denen Tiere und Menschen heute ausgesetzt sind?

Tiere und Menschen sind Teil von Gottes Schöpfung, doch beide leiden unter ähnlichen Zwängen in einer Welt, die von wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Interessen geprägt ist. Die folgenden Vergleiche verdeutlichen diese Parallelen:

Ausbeutung in der Wirtschaft:
Tiere: In der Massentierhaltung werden Tiere in engen Ställen gehalten, ihr Leben dient allein dem Profit der Agrarindustrie.
Menschen: Viele arbeiten in Fabriken oder Logistikzentren, mit niedrigen Löhnen und hohem Druck, als wären sie bloße Ressourcen.

Arbeit als Einschränkung der Freiheit:
Tiere: In Käfigen oder angebunden können Tiere ihre natürlichen Bedürfnisse nicht ausleben, ihr Dasein ist auf Funktion reduziert.
Menschen: In monotonen oder überfordernden Arbeitswelten sind Menschen oft in Routinen gefangen, die wenig Raum für Kreativität oder Erholung lassen, ähnlich wie Tiere in Gefangenschaft.

Pharmaindustrie und Gesundheit:
Tiere: Millionen Tiere leiden in Laboren für Medikamententests, ihr Schmerz ein Preis für menschliche Produkte.
Menschen: Die Corona-Impfung hat alles gezeigt, um zu verstehen. Viele wurden gedrängt, um u.a. ihren Job zu behalten.

Politik und Machtinteressen:
Tiere: Umweltzerstörung und industrielle Landwirtschaft, unterstützt durch politische Entscheidungen, bedrohen Tierpopulationen, ohne dass sie eine Stimme haben.
Menschen: Politische Prioritäten stellen oft Konzerninteressen über die Bedürfnisse der Menschen, etwa durch steigende Lebenshaltungskosten oder soziale Ungleichheit.

Zwang durch Krieg:
Tiere: Kriege zerstören Lebensräume, Tiere werden Opfer von Konflikten, ohne Fluchtmöglichkeit.
Menschen: Menschen werden in Kriege gezwungen, sei es als Soldaten, die kämpfen müssen, oder als Zivilisten, die unter Gewalt leiden, gesteuert von Machtinteressen, die ihnen keine Wahl lassen.

Kulturelle Rituale und Zwänge:
Tiere: Der Brauch, zu Ostern Lammfleisch zu essen, reduziert Tiere auf Objekte und ignoriert ihre Würde.
Menschen: Gesellschaftliche Erwartungen wie Konsumzwang oder ständige Produktivität zwingen Menschen, ihre eigene Würde hintenanzustellen.

Diese Parallelen zeigen, dass die Missachtung der Würde von Tieren mit der Missachtung der Würde von Menschen einhergeht. Ein System, das Tiere ausbeutet, entwertet auch den Menschen. Jesu Botschaft fordert, diesen Kreislauf zu durchbrechen.

Jesu Botschaft: Liebe und Mitgefühl für alle Geschöpfe auf Erden.
Jesus war ein Lehrer, der Mitgefühl und Gerechtigkeit predigte. In der Tempelreinigung (Johannes 2,15-16) kritisierte er die Kommerzialisierung heiliger Stätten, und in seinen Reden gegen die Pharisäer (Matthäus 23) prangerte er Heuchelei an. Er sprach von einem liebenden Gott, der keine blutigen Opfer verlangt, sondern Liebe für alle Geschöpfe.

In unserem Buch: „Der 13. Schlüssel“, heißt es: „Dem göttlichen All-Geist sind alle seine Wesen gleich viel wert. Schenkt mir euer Lächeln, eure unvoreingenommene Liebe.“ Jesus sah Tiere und Menschen als Teil der Schöpfung. Die folgenden Beispiele verdeutlichen dies:


Der gute Hirte (Johannes 10,11-16): Jesus beschreibt sich als Hirte, der seine Schafe schützt, nicht opfert. Dies zeigt seine Fürsorge für die Schwachen, ob Tiere oder Menschen.
Die Spatzen (Matthäus 10,29-31): „Kein Spatz fällt ohne den Willen des Vaters.“ Gottes Liebe umfasst jedes Tier, ebenso wie jeden Menschen.
Die Heilung am Sabbat (Lukas 14,5): Jesus fragt, ob man einen Esel am Sabbat retten würde. Sein Mitgefühl für Tiere zeigt, dass ihr Wohl zählt, genauso wie das der Menschen.

Praktische Umsetzung: Ein nachhaltiger Lebensstil, etwa durch Tierschutz, weniger Fleischkonsum oder Unterstützung fairer Arbeit, setzt Jesu Botschaft in die Tat um.

Die Anerkennung der Würde der Tiere stärkt die Würde des Menschen. Wer Tiere aus der Ausbeutung befreit, hinterfragt auch die Strukturen, die Menschen knechten!


Das gemeinsame Schicksal: Mensch und Tier in der Schöpfung
Das Lamm auf Jesu Armen ist kein Opfer, sondern ein Symbol für die Wehrlosigkeit und Würde aller Geschöpfe. Tiere leiden unter menschlicher Gier, Menschen unter gesellschaftlichen Zwängen wie Arbeit, Krieg und Machtinteressen. Jesu Botschaft bietet einen Ausweg: Durch Mitgefühl und Liebe können Mensch und Tier ihre Würde wiederfinden.

Ein Aufruf zur Veränderung
Ostern erinnert an Jesu Auferstehung, aber auch an seine Lehre. Traditionen wie das Essen von Lammfleisch oder die Akzeptanz ungerechter Strukturen verdienen eine kritische Reflexion. Die Kirche und andere Institutionen könnten mehr tun, um die Würde von Tieren und Menschen zu fördern, statt alte Bräuche oder wirtschaftliche Interessen zu unterstützen.

„Gebt aus frohem Herzen, fügt niemandem Schaden zu“, lehrt Jesus. Dies fordert dazu auf, Tiere und Menschen zu schützen. Ein bewusster Lebensstil – durch Tierschutz, nachhaltigen Konsum oder Engagement gegen Ausbeutung und Krieg – ehrt die Würde aller Geschöpfe. Das Lamm auf Jesu Armen steht für Tiere und Menschen gleichermaßen. Ihre Würde zu achten, führt zu einer Welt, in der Liebe über Leid triumphiert.

 

Liebe Grüße

Renate, Thomas und Christoph vom Weltenlehrer Team.

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Kommentare: 6
  • #1

    Werner (Sonntag, 20 April 2025 12:49)

    Wunderbar, sehr schön auf den Punkt gebracht!
    Ich kenne soviele die keine Lust mehr auf ihre Arbeit haben, weil sie sich ausgebeutet fühlen. Doch der Schornstein muß rauchen!

  • #2

    Hannelore (Sonntag, 20 April 2025 13:57)

    Ich wünsche euch einen wunderschönen Ostersonntag! Vielen Vielen Dank für diesen wundervollen Beitrag zum Frieden und Liebe.In diesem Chaos das in unserer Welt regiert, ist es sehr schwer noch auf dem Wege des Herzens zu bleiben.Euer Beitrag ist ein wertvoller Wegweiser!

  • #3

    Bernhard Weitershagen (Sonntag, 20 April 2025 18:49)

    Seid gegrüßt und noch einen schönen Ostersonntag. Dieses Thema vor allem mit Jesus und dem Lamm-Brauch (ich nenne das mal so) gehört zu einem der umstrittensten gesellschaftlichen Themen. Die christliche Religion ist da auf dem falschen Dampfer. Doch am besten man macht da sein eigenes Ding. Ich habe mich schon lange für den Weg, den ihr hier auch aufzeigt entschieden, und bin sehr glücklich damit. Alles Gute euch, Bernhard

  • #4

    Claudia (Montag, 21 April 2025 22:40)

    Liebe Weltenlehrer, habt lieben Dank, dieses Thema liegt auch mir sehr am Herzen. Uns wurde von Psychopathen beigebracht, dass es normal sei, Menschen, Tiere, die Natur und die ganze Erde auszubeuten. Generation um Generation hat das alles ohne großes Hinterfragen übernommen. Wie konnte das nur passieren? Wahrscheinlich durch Egoismus, sehr gefördert durch verschiedenste Steuerungen und Manipulationen. Gier, Geiz, Gleichgültigkeit und Ignoranz sind heute leider überall auf der Welt zu beobachten. Aber es gab und gibt immer Hoffnung, nämlich durch die Menschen, die sich durch ihren Einsatz dagegen gestellt haben.
    Empathy ist der Schlüssel, die Fähigkeit und die Bereitschaft, sich in ein anderes Wesen einzufühlen. Dann kann ich nur noch so handeln, wie es Jesus einst lehrte: Gebt aus frohem Herzen, fügt niemandem Schaden zu.
    Heil und Frieden allen Menschen und Wesen
    Von Herzen Claudia

  • #5

    Heike Kness (Donnerstag, 24 April 2025 12:27)

    Yeahhhh ❤️
    Sooft werde ich als Veganerin darauf hingewiesen, dass Jesus Fleisch verzehrt hat. Danke für eure Recherche. Leben ist wertvoll. JEDES Leben ist wertvoll.

  • #6

    Sarah Weitebusch (Freitag, 25 April 2025 19:44)

    Ich kann nur sagen, einfach wahr und genial weitergegeben. Man kann es nicht besser ausdrücken - wir sind nicht die Krönung Gottes Schöpfung, nein wir gehören wie die Tiere zur göttlichen Schöpfung! Das sollte uns bewusst werden. Danke und alles Gute für euch. Sarah