Zerstörung - sichtbar gemacht

von Renate

 

Ich möchte euch hier einen Bericht von www.respektiere.at vorstellen, den ich selbst als sehr wertvoll erachte. Hier wurde sehr deutlich und anschaulich dargestellt, wie sehr dem größten Teil der Menschheit die Stille abhanden gekommen ist. Vielen fällt es doch sehr schwer mit sich alleine zu sein, ohne sich zu langweilen oder immer was "tun" müssen. Dieses Beschäftigungsrad, zu dem auch längst die Freizeit gehört, das ich auch gerne "Hamsterrad" nenne, dreht sich immer schneller und die Zeit des Lebens zerrinnt wie Sand zwischen den Händen. Ich bin in Baden-Württemberg geboren und aufgewachsen und habe schon von klein auf mitbekommen, wie das Land mehr und mehr zugebaut wurde. Kein Wunder, wurde es doch größtenteils von der CDU/CSU regiert. Die Menschen dort waren schon immer, wie die Bayern, stolz darauf, das sie wohlhabender und fortschrittlicher waren als der Rest Deutschlands. Doch um welchen Preis? Die Natur und die Tierwelt waren schon immer die Verlierer - und das nicht nur in Baden-Württemberg! Die Menschen, die durch ihr Leben hetzen nehmen meist nicht wahr, was um sie herum passiert.

Hier nun der o.g. Bericht:

Dieser Tage mussten wir einen dringenden Termin im deutschen Baden Württemberg wahrnehmen.
Die Fahrt dorthin hinterließ einen tiefen Eindruck, abseits des Tierschutzes. Was sich da nämlich zwischen München und Stuttgart auf der Autobahn, oder besser daneben, abspielt, ist schier unfassbar. Ein nahezu endloses Band aneinander gereihter Baustellen verunstaltet die Landschaft, überall wird gegraben, verschoben, abgetragen, betoniert, planiert, entwurzelt, gefräst, den letzten Resten einer darniederliegenden Natur mit monströsem Bauwerkzeug zugesetzt. So entlegen können ländliche Gebiete anscheinend gar nicht sein, dass nicht an Autobahnzubringern und –wegbringern gearbeitet wird, an neuen Schnellstraßenkreuzen, Industriezonen, Shoppingcentern, künstlichen Landschaften, ‚Erholungszonen‘, usw.; wir sind uns viel zu oft vielleicht gar nicht wirklich bewusst was hier tatsächlich passiert, welche epochale Veränderung  der Ursprünglichkeit wir im Vorbeifahren bezeugen.

die Stille ist uns längst zum Feind geworden...

 
   
 

Wir EuropäerInnen begreifen es wohl noch nicht so richtig, sinnieren immer noch in abstrakter Scheinmoral über eine intakte Natur, aber in Wahrheit sind wir längst am direkten Weg zur absoluten Apokalypse unterwegs, welchen wir schon vor einigen Jahrzehnten begonnen haben einzuleiten – siehe Klimaveränderung, Umweltzerstörung, Artensterben, zunehmende Versteppung, alles verzehrende Hochwasser und gleichzeitiges Ausbreiten der Wüsten... der eingeschlagene Weg, wer mag es noch bezweifeln, ist ein Pfad, der uns letztendlich in die völlige Vernichtung der beseelten Natur, in die unwiederbringliche Zerstörung jeglicher Natürlichkeit, führen wird. WissenschaftlerInnen können nicht eindringlich genug warnen, ein beispielloses Inferno ohne jeglichen Notausgang steht uns bevor. Warum aber lassen wir uns auf einen derartigen Wahnsinn ein, praktisch ohne Gegenwehr akzeptiert, und vor allem 'wofür'? Für blosse Zeitersparnis, um einige Minuten früher von A nach B zu kommen, um einige Momente weniger lang innehalten zu müssen, besser zu dürfen? 'Fortschritt', so brüchig sein Versprechen auch immer sein mag, nennen wir es dann großspurig, und für diesen wird eben alles geopfert was uns ausmacht, ohne auch nur eine Sekunde des Nachdenkens zu investieren; tatsächlich, wir hinterfragen eine solche monumentale Entscheidung hin in die Endlichkeit nicht einmal! 'Fortschritt', genau wie 'Wachstum', dient als alles rechtfertigende Floskel, und GegnerInnen dessen werden als 'Hippies', 'Ewiggestrige' oder 'AngstmacherInnen' verleumdet. Obwohl wir längt in unserem Innersten wissen, Stillstand - oder gar Entschleunigung - wäre das einzige Heilmittel für unsere geschundenen Seelen; denn wir sind drauf und dran ein gnadenloses Spiel zu spielen, welches 'Mensch' nicht für sich gewinnen kann - und selbst wenn er es dennoch tun würde, was bleibt? Der Verlust der Menschlichkeit selbst, das ist es, was ein derartiger Kampf - egal senes Ausganges - unweigerlich in Rechnung stellt!
 
Foto: fast wie Fremdkörper wirken die so urtümlichen Hochlandrinder in jener Umgebung, eingepfercht an schmalen Streifen entlang des Industrieparks 'Autobahn'... niemals würden wir wohl hier angepflanztes Gemüse selber essen, aber wir stören uns umgekehrt nicht im geringsten daran, diese wunderbaren Geschöpfen einer derart belastete Nahrung auszusetzen. Gipfel der Ironie: unzweifelhaft wird sich dann auch jemand finden, der deren Fleisch verzehrt, angepriesen als 'urwüchsig', 'fettarm', 'vitaminreich', usw. ...

Das Prinzip 'Zeitersparnis' ist in der Realität nämlich gar nicht so einfach festsetzbar wie man vielleicht meinen mag – denn wenn wir uns in den raren stillen Momenten besinnen, welchen Preis bezahlen wir dafür? Wir opfern der Floskel alles was uns lieb und teuer ist, alles, was uns bisher ernährt, behütet, ein Heim geschaffen hat; die gewonnenen Minuten aber, wie sinnvoll, investieren wir - mit potentiellem Aufschlag - in damit verbundene Hürden, in Maßnahmen gegen den ausufernden Stress, den zunehmenden Leistungsdruck, den Lärm, in die 'Burn Out'-Bekämpfung und der all der anderen 'neuen' Zivilisationskrankheiten, welche die Entzweiung mit dem natürlichen Rhytmus mit sich bringt.... Zusätzlich, all die modernen Errungenschaften wie Smartphone, die penetrante 'ständige Erreichbarkeit', immer schnellere und immer präsentere Netzzugänge, verbunden mit völliger Verstrahlung, eine selbstgewählte Transparenz des täglichen Lebens, WhatsApp, Skype und in welcher Form der technologische Fortschritt auch immer verkörpert in unser Dasein tritt, all das belastet uns in einem Maß, welches nicht abschätzbare Folgen auf Körper und Seele mit sich bringt. Vor allem die erste und die letzte Generation zeigt sich zunehmend maßlos überfordert - einen derartigen Preis bezahlen wir für die 'neue Welt', aber was ‚er’sparen wir uns wirklich dadurch? Ist unser Leben mithilfe dieser nicht mehr wegzudenkenden Geisseln einfacher, ruhiger geworden? Ganz im Gegenteil wohl, alles wird immer schneller, die Spirale dreht sich in unfassbarem Tempo, und sie führt uns geradewegs und direkt mit höchster Geschwindigkeit – ungebremst an die Wand! Das Schlimme ist: wir, oder zumindest die meisten von uns, wissen das auch; aber wie ohnmächtig stehen wir dem gegenüber!
Wahrlich, wir haben die Büchse der Pandora geöffnet, ein alles verschlingendes und unfassbar resistentes Virus freigesetzt - ein Virus der Gier, der Überheblichkeit, des unabdingbaren Narzissmus, der Scheinmoral. Wie ein gefrässiges Monster wütet es, befällt, was immer sich ihm in den Weg stellt. Die Wenigstens wissen dieser Herausforderung etwas entgegen zu setzen, ja, erkennen nicht einmal die Gefahr. Wie aber, ohne Erkenntnis, kann man sich der Anziehung des Scheins entziehen? Denn längst ist es nicht mehr wichtig was wir wirklich tun - viel mehr zählt, welches Blendwerk wir in den sozialen Foren erwecken, wie wir andere denken machen was wir tun! Blenden, täuschen, tarnen, das ist die Bestrebung, und wen wundert es, welchen innerlichen Stress ein immer im Raum stehendes Entdecktwerden so eine hoch belastende Situation in vielen, vielen ZeitgenossInnen auslöst? Die Angst vor dem Herausfinden der Wahrheit, wir wird sie bekämpft? Mit, mehr und mehr gefangen im undurchbrechbaren Kreislauf, immer tieferen Eindringen in die virtuelle Welt der Illusion...
Ja, die Stille ist längst unser Feind geworden, wir haben Angst vor ihr. ‚Mensch‘ ist diesem Tempo, der dauernden Erreichbarkeit, der absoluten (Facebook-)Offenlegung des Privatesten nicht gewachsen, so viel steht fest! Wir zeigen uns zwar kämpferisch, etwa wenn es um Abhörskandale, NSA oder Dateninfos geht, welche Vater Staat von uns verlangt; wie groß ist der Aufschrei wenn über vermehrte Kontrolle oder etwa gar einen Reisepass in Mikrochip-Form, injiziert unter die Haut, nachgedacht wird - aber andererseits breiten wir höchst freiwillig und mit Begeisterung im Internet vor aller Öffentlichkeit all unsere Belange aus, präsentieren Fotos aus sämtlichen Lebenslagen, zeigen, wie es bei uns zu Hause aussieht, Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche, Kinderzimmer, ja, selbst die Toilette ist mit keinerlei Heiligkeit mehr behaftet; wir zeigen was und wie viel wir gerne essen und mit was immer wir uns umgeben, wen wir wo treffen, und was wir bereden - ist unser Tun nicht von geradezu lächerlicher Ironie und uferloser Schizoprenie geprägt, wenn wir uns andererseits tatsächlich über staatliche Beobachtung mokieren und uns 'von denen da oben' überwacht fühlen? Wir selbst sind es, die größten DatenlieferantInnen, für wem immer diese von Interesse sein mögen...
 

Doch zurück zur fortschreitenden Umweltzerstörung: Ginge es nur um uns selbst, es wäre traurig genug, aber dann auch nicht länger beredenswert; die Misere ist ja unsere eigene Schuld, die eingebrockte Suppe auszulöffeln die logische Schlussfolgerung. Doch, ohne jede Frage, wir verlieren viel mehr als uns selbst in diesem Desaster, dieser bedingungslosen Kapitulation einer selbstgefälligen Gesellschaft  - es ist die Zukunft unserer Kinder, welche wir ohne mit der Wimper zu zucken einsetzen, und jene der Mitgeschöpfe. Das ist das wirklich Tragische an der Geschichte, denn es ist auch, und noch viel mehr, deren Natur, die wir unentwegt vernichten; wir laben uns an ihren natürlichen und gottgegebenen Schätzen, knabbern unentwegt an den Küsten der letzten Inseln der Glückseligkeit - es sind auch deren Meere, die wir mit unserem Müll verunstalten, es sind deren Berge, die wir aushöhlen, um sie mit für die nächsten 10 000 Jahre potentiell tödlichen radioaktiven Abfall voll zu pumpen, es sind ihre Reserven, die wir verbrauchen als ob es kein Morgen gäbe (aber vielleicht, und somit wäre alles vorangegangen Beschriebene ohnehin sinnlose Platzhalterei, gibt es den neuerlichen Sonnenaufgang bald tatsächlich nicht mehr, dann, wenn unsere Verbrechen an der Umwelt und an der Mitschöpfung untolerierbar geworden ist und wir somit am Ende angekomen sind)… denn nicht von unseren Vätern und Mütter geschenkt, sondern von unseren Kindern geliehen ist der Planet, das hätten wir bei all den Fortschrittsgedanken und Wachstumsorgien wohl nicht und niemals vergessen dürfen….
 

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