Nanopartikel - wie jahrelange Verschleierung endlich öffentlich gemacht wird!
Eine neue Studie zeigt, dass bestimmte Nanopartikel offenbar durchaus die Gesundheit beeinflussen können.
Forscher der Cornell University in Ithaca verabreichten ihren Laborhühnern entweder normales Futter oder einen Futter-Mix mit Nanopartikeln aus Polystyrol.
Diese 50 Nanometer kleinen Kunststoffteilchen kommen immer öfter in Lebensmittelverpackungen zum Einsatz. Der Versuch hatte somit einen Alltagsbezug, zumal die verabreichten Polystyrolmengen
proportional denen entsprachen, die ein Mensch der Wohlstandsgesellschaft zu sich nimmt.
Es zeigte sich, dass die Nano-genährten Tiere deutlich weniger Eisen aus ihrem Futter verwerteten als die Hühner der Kontrollgruppe. Nach einigen Wochen ließ dieser Effekt wieder nach, weil sich
ihr Verdauungstrakt verändert hatte.
Darmwand nimmt mehr Eisen auf
"In ihrem Darm hatte sich die Oberfläche für die Eisenaufnahme vergrößert", erklärt Studienleiter Michael Shuler. Die Hühner reagierten also auf das Eisendefizit, indem sie ihren
Verdauungsapparat darauf trimmten, größere Mengen des Metalls aufnehmen zu können. Das beruhigt, zeigt es doch, dass ein Organismus auf eine Nanoschwemme angemessen reagieren kann.
Es gibt aber auch, wie Shuler betont, Anlass zur Sorge: "Polystyrol-Nanopartikel werden gemeinhin als ungiftig dargestellt. Doch in unserem Labor zeigten sie eine Interaktion mit einem normalen
physiologischen Prozess, die in einer körperlichen Veränderung mündete." So etwas könne durchaus chronische und schädliche Dimensionen annehmen.
Zudem könnten die Nanopartikel, warnt Shuler, nicht nur die Eisenaufnahme stören, sondern auch die Aufnahme von Calcium, Kupfer, Zink und fettlöslichen Vitaminen. Doch dies müsse erst noch in
entsprechenden Studien untersucht werden.
Und Studien an Hühnern sind nicht ohne Weiteres auf den Menschen übertragbar. Die Forscher konfrontierten deshalb menschliche Darmzellkulturen mit den winzigen Kunststoffpartikeln – und auch das
hinterließ deutliche Spuren: Die Zellmembranen veränderten sich so wie eine dünne Plastikfolie nach einem Regenguss. Zwar wurden sie dabei auch durchlässiger für Eisenmoleküle, was zumindest
nicht die kurzfristigen Eisendefizite der Hühnerstudie bestätigt. Im Endeffekt bedeutet dies jedoch, dass Nanopartikel auch die Darmarbeit des Menschen beeinflussen.
Zusammenhang vom Nanopartikel-Verzehr mit Morbus Crohn
Hierzu passt, dass in anderen Studien Hinweise auf einen Zusammenhang vom Nanopartikel-Verzehr mit Morbus Crohn gefunden wurden, jener oft zu gefährlichen Entzündungen führenden Erkrankung des
Verdauungstraktes, an der allein in Deutschland etwa 150.000 Menschen leiden. Ein möglicher Entstehungsmechanismus wäre, dass unter dem Einfluss der Nanoteilchen die Darmwand so weit geschädigt
wird, dass Bakterien der Darmflora in sie eindringen und für Entzündungen sorgen können.
Denkbar wäre aber auch eine strukturelle Veränderung der Darmschleimhaut, die dadurch vom Immunsystem nicht mehr als körpereigenes Gewebe erkannt und folglich als unerwünschter Eindringling
attackiert wird.
Dieser Mechanismus würde die traditionelle These bestätigen, wonach Morbus Crohn eine Autoimmunerkrankung sei, bei der sich eine irritierte Immunabwehr über Teile des eigenen Körpers hermacht.
Die Deutsche Morbus Crohn/Colitis ulcerosa-Vereinigung hat sich allerdings im vergangenen Jahr von diesem Erklärungsmodell verabschiedet, weil es nicht mehr zur aktuellen wissenschaftlichen
Datenlage passen würde.
Doch die Hinweise mehren sich, dass über die Nahrung aufgenommene Nanopartikel Spuren im Verdauungstrakt hinterlassen können. Zudem gelangen sie über die Verdauung auch zu anderen Teilen des
Körpers. Eigentlich werden unerwünschte Fremdstoffe von der Darmschleimhaut nicht aufgenommen, sondern über den Kot wieder abgegeben. Doch Nanopartikel können diese Barriere durchdringen, weil
sie extrem winzig sind.
Außerdem können sich ihre unzähligen Einzel-Oberflächen in der Summe zu einer gigantischen Super-Oberfläche addieren, die mit alles und jedem reagiert. Das hat zur Folge, dass sie sich bei ihrem
Gang durch Mundspeichel, Magensäure und Darmmilieu zu einer chemischen und physikalischen Wundertüte hochschaukeln. "Sie werden ‚gestresst', ändern ihre Löslichkeit, ihre ionischen Eigenschaften,
ihre Oberflächenstrukturen und können dadurch wieder ein gesundheitliches Risiko darstellen", erklären Eva Roblegg und Andreas Zimmer von der Universität in Graz.
Fresszellen des Immunsystems fallen über die Winzlinge her
Als Eintrittspforte in den Körper bevorzugen Nanopartikel die sogenannten Peyerschen Plaques. Dort sitzen Fresszellen des Immunsystems, die mit großem Appetit über die molekularen Winzlinge
herfallen und sie über Blut- und Lymphkanäle im ganzen Körper verteilen.
"Je kleiner die Nanopartikel sind, umso größer ist die Gefahr der Ablagerung in diversen Organen", warnen Roblegg und Zimmer, die eine Übersichtsarbeit zu den Gesundheitsrisiken der
Nanotechnologie verfasst haben. Was diese Nanolager im Körper letztlich anrichten, hängt von ihrer Materialbeschaffenheit ab. Biologisch abbaubare Stoffe zersetzen sich und werden ausgeschieden.
Doch biologisch nicht abbaubare Nanopartikel seien, wie die Forscher betonen, "ein großes Problem", über dessen Ausmaße nur wenig bekannt sei.
Das klingt nicht gerade beruhigend, sollte aber nicht zur Panik verleiten. Denn ebenso unklar wie die Wirkung der Nanoteilchen ist, ob wir im Alltag überhaupt nennenswerte Mengen davon aufnehmen.
Jürgen Thier-Kundke vom Bundesinstitut für Risikobewertung sieht bei Lebensmitteln keinen Grund zur Sorge, weil hier "Nanomaterialien nach unserer Kenntnis bisher nicht bewusst eingesetzt"
werden. Man verarbeite sie zwar in Verpackungsmaterialien, etwa als Innenbeschichtung von Getränkepackungen, doch dabei würden sie zwischen zwei Polymerschichten eingeschlossen.
Laut Recherchen des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) kommen Nanopartikel aber schon in rund 100 Lebensmittelprodukten vor. Beispielsweise werden sie mittels durchsichtiger Glasur
haltbarer gemacht oder bekommen durch feinste Fließpartikel eine sämig-attraktive Konsistenz.
Einige Produkte seien auch in Deutschland auf dem Markt. Biotechnologe Michael Shuler vermutet sogar, dass der durchschnittliche Wohlstandsbürger täglich mehr als eine Billion Nanoteilchen über
die Nahrung zu sich nimmt. Quelle:www.weltbild.de
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